Das Alter deutscher Bierkrüge ermitteln
Reservistenkrüge, Militärkrüge, Studentenkrüge und Mettlachkrüge sind sehr häufig datiert, so dass sich die Problematik der Altersbestimmung nicht stellt. Hierbei bleibt „nur“ zu beachten, ob es sich um Originale oder Nachahmungen (Fälschungen) handelt. Gute Fälschungen sind schwer zu erkennen. Ziehen Sie im Zweifelsfall einen erfahrenen Sammler hinzu, um böse Überraschungen zu vermeiden.
Brauereikrüge wurden erst kurz vor 1900 mit Aufschrift versehen und lassen sich grob in folgende Alterskategorien einteilen:
Ab 1879 wurde der offizielle Eichstrich, also der genormte Bierausschank eingeführt, ab sofort entsprach 1 Maß nicht mehr 1,069 Liter sonder genau 1,000 Liter.
Zum Ausschank wurden meistens Keferloher verwendet:
Der Keferloher ist ein tonnenförmiger (nicht bauchiger), grauer, salzglasierter Steinzeug-Bierkrug, der sich dank seiner Eigenschaften besonders für den Biergenuss eignet. Durch die isolierende Wirkung des Tons bleibt das Bier länger kühl, und aufgrund der besonderen Oberflächenstruktur, die man durch Zugabe von Salz während des Brennvorgangs erzeugt, bleibt auch die Kohlensäure länger im Getränk und das Bier damit länger frisch.
Geschichte
Der Begriff des Keferlohers geht zurück auf den Ort Keferloh, heute ein Ortsteil von Grasbrunn, wo seit 1325 nachweisbar ein jährlicher Markt abgehalten wird, der als Keferloher Montag bekannt ist. Der Markt wurde um 1800 von Autoren, Malern und Berichterstattern als urtümlich entdeckt und in zahllosen Schriftquellen und zeitgenössischen Abbildungen dargestellt. Er war die größte Menschenansammlung im Königreich Bayern, bis ihn das Oktoberfest um die Mitte des 19. Jahrhunderts übertraf.
Keferloher Markt mit Biertrinkern aus geraden Krügen, Mitte des 19. Jahrhunderts
Der historische Krug aus Keferloh
Die Quellen aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stellen für den Keferloher Markt einhellig einen deckellosen, geraden Bierkrug dar, der für den Konsum eines Trinkers ausgelegt ist.
Bemerkenswert ist auch, dass in den zeitgenössischen Berichten regelmäßig davon die Rede ist, dass es auf dem Keferloher Markt besonders häufig zu Schlägereien kommt, bei denen der Bierkrug als „Hieb- und Wurfwaffe“ eingesetzt würde. Im Gegensatz zu vielfältigen Archivbelegen aus anderen Gerichtsbezirken Bayern gibt es aber keinen einzigen belegten Fall, bei dem in Keferloh und Umgebung (Landgericht Ebersberg) ein Bierkrug zu einer tödlichen Verletzung geführt hat. Todesfälle bei Schlägereien auf dem Keferloher Markt kamen nur in Form von Messerstechereien vor.
Daraus lässt sich ein historischer Bierkrug rekonstruieren, der eine gerade Wand aufwies, ohne Deckel gefertigt wurde und dessen Material wesentlich leichter brach als die üblichen Krüge seiner Zeit. Ein solcher Krug war aber in keiner Steinzeug-Sammlung erhalten.
Und er stand im Gegensatz zu den als Artefakten erhaltenen und in der zeitgenössischen und späteren Fachliteratur vielfach beschriebenen Krügen. Denn am Anfang des 19. Jahrhunderts, zwischen 1809 und 1811, führte die Verwaltung des Königreichs Bayern ein einheitliches Hohlmaß für Bier ein, die Münchner Maßkanne, auch Mass genannt, mit einem definierten Inhalt von 1069 ml Inhalt. Es ersetzte die über 95 früheren Hohlmaße der verschiedensten Regionen Bayerns, einschließlich der erst jüngst zu Bayern gekommenen Gebiete. Diese Normierung fiel zusammen mit zwei weiteren, etwa gleichzeitigen Veränderungen. Zum einen siedelte Bayern im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts gezielt Steinzeug-Hersteller aus dem Westerwald in verschiedenen landwirtschaftlich geprägten Regionen Bayerns mit geeigneten Tonvorkommen an und zum anderen wechselten die Trinksitten in Wirtshäusern vom gemeinsamen Trinken aus einem großen Krug pro Tisch zu individuellen Trinkgefäßen mit geringerem Volumen, nach 1811 eben dem bayerischen Maß zu 1069 ml. Mit der Verbreitung der Eisenbahn wurden Steinzeug-Bierkrüge auch im großen Stil direkt aus dem Westerwald nach Bayern importiert. Diese Krüge waren aus gesintertem Steinzeug, von grauer Farbe und wiesen am oberen Rand nahezu immer eine eingezogene Lippe auf. Sie hatten immer einen Zinndeckel.
Eine archäologische Grabung in Keferloh in April, Juli und August 2000 ergab erstmals Funde des gesuchten Kruges. Rund 1900 Bruchstücke aus Irdengut gehörten zu einem massenhaft und billig produzierten Bierkrug mit durchschnittlich 19 cm Höhe bei 10,7 cm Boden- und 8,9 cm oberen Durchmesser und einem Volumen von 1100 ml. Er war geradwandig mit vereinzelten äußeren Dellen und inneren Spuren von der Herstellung, einem einfachen Henkel ohne Montageloch für einen Deckel. Da Irdengut nicht wasserdicht ist, waren die Krüge mit einer Bleiglasur überzogen und zwar auf der Innenseite und über den Rand nach außen bis etwa zum Henkelansatz. Der Rest des Kruges konnte Wasser aufnehmen, was zum Kühlen des Inhalts genutzt wurde. Wenn der Krug zum Spülen in Wasser getaucht wurde, nahm er Flüssigkeit auf, die anschließend beim Verdunsten den Krug kühlte. Das Material war nach dem Brennen bei einer wohl niedrigen Temperatur von etwa 700 °C ein heller rot-oranger Ton, die Glasuren schwankten zwischen Rot-, Grün-, Gelb- und Brauntönen. In Keferloh selbst gibt es keine Tonvorkommen, in der direkten Umgebung sind aber um 1900 fünf Hafner, im weiteren Umkreis eine Vielzahl auch großer Töpfereibetriebe nachgewiesen. Die Bezeichnung Keferloher für diesen Krug in Keferloh ist jedoch nirgendwo belegt. Sie mag aufgrund der großen Bedeutung des Marktes, auch für frühe Formen des Tourismus, regional vorgekommen sein, lässt sich aber nicht nachweisen.
Der Keferloher
Mit der Reichseinigung 1871 ging die Zuständigkeit für Maße und Gewichte auf das Reich über. Auch in Bayern wurde so zwangsläufig der in Preußen bereits verbreitete Liter mit 1000 ml eingeführt. Zugleich war das Gastgewerbe durch immer größere Betriebe geprägt. Die Bierhallen und Biergärten hatten mit dem Bevölkerungswachstum in mittleren und größeren Städten einen Aufschwung genommen. Für diese Betriebe waren Deckelkrüge wegen des höheren Anschaffungs- und Unterhaltspreises und dem größeren Aufwand beim Spülen nicht mehr attraktiv.
Nachgewiesen ist, dass Georg Pschorr oder sein Umfeld Ende der 1870er Jahre den in seinen Betrieben eingeführten, deckellosen Steinzeug-Krug mit 1 l Inhalt als Keferloher bezeichneten. Dies gilt als „geniale Idee“, da auf diese Weise der ungeliebte, mit Preußen identifizierte, kleinere aber zum selben Preis angebotene Krug mit dem traditionellen, allseits bekannten und volkstümlichen Keferloher Fest verbunden wurde. In der Großgastronomie, auf dem Oktoberfest, in Biergärten und -kellern sowie auf Volksfesten und an ähnlichen Orten setzte sich der Begriff Keferloher innerhalb weniger Jahre durch. Diese Krüge hatten zumeist einen Aufdruck oder ein gestempeltes Motiv der Brauerei. Die erste große Bierhalle auf dem Oktoberfest wurde 1896 durch die Familie Schottenhamel mit 400 Keferlohern und 50 Krügen mit Deckeln für besondere Gäste ausgestattet.
Der heutige Keferloher
Der Krug aus Steingut wird in zwei Varianten angeboten, zum einen in der häufigeren deckellosen Variante, zum anderen in der mit einem (meist flachen) Zinndeckel.
Im ausgehenden 19. Jahrhundert wurden die tönernen Trinkgefäße von Brauereien (Beispiel: Liste ehemaliger Brauereien in Bayern) zu Werbezwecken entdeckt. Die Brauer schenkten ihr Bier fortan bei Festen oder in eigenen Gasthäusern in Krügen aus, die die Herkunft des Bieres preisgaben. Erst ritzten die Brauereien den Namenszug relativ primitiv mit Nägeln oder spitzen Gegenständen vor dem Brennen in den Ton, spätere Krüge sind schon wesentlich aufwendiger gestaltet, modelliert oder kunstvoll bedruckt. Auch heute noch lassen Brauereien eigene tönerne Bierkrüge herstellen. Vor allem alte, teils auch die heutigen Krüge, sind unter Sammlern begehrt und werden teuer gehandelt. Von den begehrten seltenen alten Krügen gibt es zwischenzeitlich nachgemachte Stücke.
Brauereikrüge
ca. 1890 – 1900 : handgedrehte Krüge, teils kammgeschert. Das Eichmaß befindet sich vorn. Die Aufschrift ist handgeritzt oder mit Negativ-Presstempel angebracht. Immer handgemacht, gilt auch für die meisten Krüge ab ca. 1900-1920, gestempelte oder aufgelegte (erhabene) Aufschrift, Eichmaß meist vorn.
ca. 1920 – 1940 : handgedrehte oder maschinell gefertigte Krüge, gestempelte oder aufgelegte (erhabene) Aufschrift, Eichmaß bereits häufig neben dem Henkel angebracht, jedoch noch mit großem „L“. Anmerkung: Die meisten Krügen waren noch bis etwa 1944 mit dem großen L geeicht, wegen wichtiger Kriegsproduktion und dem erliegen der Wirtschaft bis in den 1947 Jahren wurden keine Steinkrüge und auch keine Glaskrüge gefertigt, erst ab den frühen 1948 Jahren mit der Herausgabe des Geldes „Bank deutscher Länder“ fuhr die Produktion wieder hoch, jedoch kam ab da schon meistens das kleine L zum Eichstrich.
ca. 1940 – 1960 : maschinell gefertigte Krüge, leicht aufgelegte oder einfach bedruckte Aufschrift, häufiger bebildert, Eichmaß neben dem Henkel angebracht und jedoch ausschließlich mit kleinem „l“.
Die Übergangszeit war 1966/67, zu dieser Zeit wurde dem Eich, der Krug Hersteller hin zu gefügt, jedoch gibt es auch hier Ausnahmen.
Später rutschte der Eichstrich gar 40mm unter dem Krug Rand (modere Krüge) und sind fein glasiert, nur aus diesen darf heut zu Tage kosten pflichtig ausgeschenkt werden. Mittler weilen sogar nur noch aus Glas.
Früher, also bei frühen Krügen mit offiziellen Eichstrich, war dieser recht hoch an gebracht , ca. 10 mm unterhalb des Krug Randes, weil damals das Bier kaum schäumte.
Heute werden Glas Krüge bevorzugt, Bier schäumt heute mehr und deshalb ist der Eich 40mm unter dem Rand angebracht und man sieht ob richtig eingeschenkt wurde.
Eine Maß entspricht exakt einem Liter.
Krüge bis ca. 1940 sind meist mit großem „L“ beim Eichmaß versehen. Es sind jedoch Ausnahmen bekannt (um 1900), die vorn und rechts mit kleinem „l“ geeicht sind. Die Übergänge sind fließend und nicht selten sind auch erfahrene Sammler uneinig über das Alter von Krügen. Ein Vergleich Ihres Kruges mit datierten Krügen gleicher Machart und Literung gibt häufig Aufschluss.
Maßkrug
Maßkrug mit Brauerei-Emblem
Ein Maßkrug ist ein Bierkrug, der das Volumen einer Maß fasst. Auf Bairisch und Schwäbisch heißt sie die Mass ([mas], mit kurzem a wie in massig), in anderen Gegenden das Maß ([maːs], mit langem a wie in Maßband). „Eine Maß“ entsprach ursprünglich 1,069 Liter und wurde mit dem metrischen System zu genau einem Liter.
Herkunft
Die Maßkanne (auch Maasskanne) war im 19. Jahrhundert eine europaweit anerkannte Maßeinheit und entsprach 1,069 Liter Folglich ist „eine Maß“ einfach als „eine Volumeneinheit“ und somit als ein Biermaß zu verstehen.
In Bayern und Österreich wird der Maßkrug sowohl für Bier als auch für Biermischgetränke verwendet, wie Radler oder Goasmaß und weitere alkoholische Getränke, wie Schneemaß oder Laternmaß.
Die früher üblichen tönernen Maßkrüge (als „Keferloher“) wurden Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts zunehmend gegen gläserne ausgetauscht. In Franken und unter Kennern wird immer noch der tönerne Maßkrug bevorzugt, da in diesem das Bier länger kühl bleibt. Allerdings erkennt man bei ihnen nicht auf den ersten Blick, ob korrekt eingeschenkt wurde. Wird in Bayern nach einer Maß verlangt („Oa Mass!“, wenn die Anzahl betont wird, ansonsten „a Mass!“), gilt es als selbstverständlich, dass es sich um eine Maß Helles handelt oder auf bestimmten Festen wie dem Oktoberfest um Märzenbier.
Bis 1811 waren im damaligen Königreich Bayern für eine Maß unterschiedliche Mengen definiert (beispielsweise in Würzburg 1,17 Liter). Diese wurden mit 1,069 Litern Inhalt („bayerische Maß“) vereinheitlicht und damit annähernd dem historischen bayerischen Maß von 50 Karlskubikzoll, also 1072,327 ml angepasst. 1871 (nach anderer Quelle am 29. April 1869) wurde die Maß mit der Gründung des Deutschen Reichs auf das metrische Einheitensystem umgestellt und endgültig auf genau einen Liter festgelegt. Es verblieben bis wenigstens 1885 Hersteller von Maßkrügen nach dem alten Maß
Nutzungen
Traditionell galt bei gläsernen Maßkrügen die durchgehende Rille oberhalb der „Augen“ als Eichmaß. Die Neufassung des Mess- und Eichgesetzes aus dem Jahre 2013 erfordert seit 2015 Maßkrüge mit einem gesonderten Eichstrich, welcher etwa 3 mm über der Rille liegt
Besonders bekannt ist der Oktoberfest Maßkrug, ein Sammlerkrug, der für das Münchner Oktoberfest jährlich neu gestaltet wird und das Plakatmotiv des Oktoberfests zeigt. Im Gegensatz zum gläsernen Maßkrug, in dem das Bier in den Festzelten ausgeschenkt wird, ist der Oktoberfest-Maßkrug aus Steinzeug.
Die traditionellen tönernen Maßkrüge können zusätzlich mit einem Zinndeckel versehen sein. Um diesen besser befestigen zu können, befindet sich am Henkel des Krugs immer eine Einkerbung, auch wenn der Krug keinen Deckel besitzt. Dieses Gestaltungsmerkmal besteht noch bei neueren Maßkrügen aus Glas. Es handelt sich entgegen einer landläufigen Meinung nicht um eine Sollbruchstelle, um die Verletzungsgefahr bei Schlägereien zu verringern. Bei tönernen Maßkrügen war die Füllhöhe für den Gast schwer ersichtlich, was von Gastwirten bisweilen ausgenutzt wurde. Gegen betrügerische Wirte bildete sich der „Verein gegen betrügerisches Einschenken e. V. (VGBE)“, um die Füllmenge durch ehrenamtliche Prüfer zu kontrollieren.
An den gläsernen Maßkrügen (Augenkanne) befinden sich „Augen“. Diese flachen, runden Vertiefungen dienen dazu dem Glaskörper mehr Stabilität und eine angenehmere Optik zu geben. Entgegen häufiger Ansicht sind die Augen nicht dazu gedacht beim Anstoßen ein Wegrutschen der Finger zu vermeiden. Da das Umfassen des Maßkruges durch den Henkel hindurch beim Anstoßen die Gefahr birgt, die Finger zwischen zwei anstoßenden Krügen einzuklemmen, ist dies naheliegend. Daher greift der Erfahrene den Maßkrug zum Zwecke des Anstoßens ausschließlich am Henkel.
Die Augen können als Maßstab (nicht zu verwechseln mit Augenmaß) genutzt werden: So ist es üblich, beispielsweise das Mischungsverhältnis einer Radlermaß durch die Anzahl von Augen für die Zitronenlimonade zu definieren, so wird bestellt: „Eine Radlermaß mit zwei Augen Limonade, bitte!“.
Der Maßkrug als Schlagwerkzeug
Nach Aussagen des Physikers Erich Schuller vom Institut für Rechtsmedizin der Ludwig-Maximilians-Universität München handelt es sich bei einem Maßkrug um ein „effektives Schlagwerkzeug“, bei dem jeder Schlag potentiell lebensgefährlich sei. Durch die Masse von 1,3 Kilogramm entstehe bei einem heftigen Schlag eine Kraft von 8500 Newton, ein menschlicher Kopf breche jedoch im Scheitelbereich schon bei 4000 Newton. Trotzdem gebe es immer wieder Fälle, in denen der Krug nachgebe. Vermutlich handele es sich dabei um Krüge, die durch Abnutzung eine verringerte Festigkeit aufweisen.